WG217 – Briefentwurf an Alma Mahler
Berlin, Donnerstag, 26. Oktober 1911 oder kurz danach

Selbst unerhört gespannt,
ob die Einprägsamkeit
und Lernfähigkeit meines
Gehirns – an Einsicht
wird es mir nie mangeln –
ausreichen wird, um den
großen Unterschied
der Erfahrungen zwischen
uns ausgleichen zu können.
um Deine Sehnsucht nach
geistigerm und körperlicherm
sich beherrschen lassen in
geeinter Form \einmal/ stillen
zu können und damit
auch meine göttlichsten
Ziele verwirklichen zu
können, für die \denen/ ich
in ganzer \ungeteilter/ Totalität
mein Leben führe
gewidmet habe. \daß d Genosse u Geliebte d. Ju-
gend zum Mittelpunkt alles Sorgens
u Denkens im Alter wird/

[am linken Blattrand:]


Ich werde kommen, so oft
ich irgend kann u Du es
willst.

noch keine Rückendeckung
durch meine Arbeit; Deshalb
die Scham des Beschenkten
in mir der sich in der
Schuld der andern fühlt.

Was hat gesagt??


Apparat

Überlieferung

, .

Quellenbeschreibung

1 Bl. (2 b. S.) – Notizblock.

Druck

Erstveröffentlichung.

Korrespondenzstellen

keine.

Datierung

Da sich der Passus um den großen Unterschied der Erfahrungen zwischen uns ausgleichen zu können. um Deine Sehnsucht nach geistigerm und körperlicherm sich beherrschen lassen in geeinter Form \einmal/ stillen zu können inhaltlich auch in WG216 wiederfinden lässt (Hoffentlich – wenn ich älter bin und sicherer im Leben dastehe, – werde ich mi Deine Sehnsucht nach Unterlegenheit, nach Knechtschaft befriedigen können) ist anzunehmen, dass WG217 in zeitlicher Nähe dazu verfasst wurde. WG216 entstand dabei wahrscheinlich kurz nach WGs Aufenthalt am Semmering, wo er AM getroffen und offensichtlich recht ernste Beziehungsgespräche geführt hatte, die an den zweiten Toblacher Aufenthalt anzuknüpfen schienen (s. WG216: Ich bin doch ganz traurig über all die \inneren u äußeren/ Mängel, die Du entdeckst). Als Datierung wird demnach ebenfalls der 26. Oktober 1911 vorgeschlagen, wobei der Entwurf auch kurz danach entstanden sein könnte.

Übertragung/Mitarbeit


(Elisabeth Behnle)


A

Shakespeares Sonette – s. WG182 vom 12. oder 13. August 1911: Shak[e]speare Sonette.

B

Was hat Moll gesagt? – wahrscheinlich zur falschen Heiratsmeldung , s. WG215 vom 26. Oktober 1911: Die Witwe Gustav Mahlers […] vermählt.